Das war die Tour 2015

Hier lest ihr die Vorschau aller Blogeinträge zur Tour 2015 von Braunschweig nach Cottbus in die Lausitz in chronologischer Reihenfolge
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Zusätzlich gibt es noch den zusammenfassenden Jahresbericht.

Tour de Natur vor Schacht KonradWas für ein Wetterchen! Braunschweig empfing uns gestern mit Sturmböen und Regenschauern. Das hat die "Vorhut" von ca. 50 RadlerInnen nicht abgehalten, zu dem Solarthermie-Heizungs-Hersteller Solvis und zur Fahrradselbsthilfe-Werkstatt zu fahren. Ein paar positve Ideen, bevor es heute mit dem Thema Atommüll richtig zur Sache ging.

Die letzte Probe fürs Straßentheaterstück "Buddelkiste - wie funktioniert die Atomindustrie?" wurde auf dem Braunschweiger Kohlmarkt aufgeführt, bevor es den Reisesegen gab. Dann ging's im beeindruckenden Demozug - 113 große und kleine RadlerInnen zwischen  1,5und 80 Jahren zum Schacht Konrad, wo uns Leute von der Bürgerini gegen das Atomendlager Schacht Konrad standesgemäß mit Treckern empfangen haben. Bei tollem Sonnenschein genießen wir gleich nebenan die Mittagspause.

Abend ein informativer Vortrag zum Thema Atommüll in der Asse, was uns deutlich zeigt, wie unverantwortlich mit dem Atommüll umgegangen wurde und wird.

Hier zum Nachhören ein Interview mit Heike Wiegel von der Bürgerinitiative AufpASSEn.

Ein paar Fotos zum Tourstart:

auf dem Weg nach HelmstedtNach dem nächtlichen Regen wagt sich zögerlich wieder die Sonne raus, so dass wir trocken starten können. Vor dem Eingang zum Schacht von Asse II fordern wir zusammen mit der Bürgerinitiative AufpASSEn die schnelle Rückholung und möglichst sichere Lagerung des Atommülls - und natürlich den sofortigen Atomausstieg. Angesichts der Probleme, den der Müll nicht nur uns und den folgenden Generationen bereitet, ist es ein Wahnsinn, weiter an dieser Risikotechnologie festzuhalten.

Auf dem Weg nach Helmstedt besuchen wir den Lindenhof in Eilum und erfahren über die Lebensgemeinschaft, die den Biohof betreibt und wie sie regional vermarkten. Bei der Mittahgspause in Dahlum bekommen wir einen kurzen Einblick in die SOLAWI (solidarische Landwirtschaft). Trotz leergeputzter Teller kommt nochmal ein heftiger Regenschauer!

vor der Asse

Theoretisch schon oft, praktisch aber nur einen Tag in Hamburg, bin ich mitgefahren. Meine Erinnerung: Regen, kühl, und ich hatte gleich einen Platten und landete im Begleitfahrzeug. Als ich dann sah, wie dort alle durchnässt in die Turnhalle strömten, war mir klar, wenn ich mal mitfahre, dann nur in meinem Zelt. Meine Ex-Kollegin Timmi habe ich viele Jahre erlebt, wie sie engagiert die Tour vorbereitet hat, dann fuhr mein Freund Ulrich mit und nun bin ich wirklich dabei und etwas aufgeregt.

Es kommt alles ganz anders, das ist meine erste Lektion. In Braunschweig angekommen, fallen sich viele Menschen in die Arme. Ein äußerst buntes Grüppchen ist es - Junge, Alte (80?!) Single, Familien mit Kindern, Paare. Jeder ist willkommen und wichtig, so mein Gefühl.

Mein Thema war ja, wie übernachte ich und schon durchkreuzt das Wetter meine Pläne. Unwetterwarnung - Sturm, Gewitter. Also übernachten in der Halle! Das wollte ich doch so gar nicht. Leckeres Abendessen, draußen schlägt der Wind die Teller mit der Suppe hoch. Drinnen wird gesungen, gelacht, gescherzt, man ist fürsorglich miteinander. In der Halle hat jeder seinen Platz gefunden, die Kinder toben fröhlich. Dann kehrt tatsächlich Nachtruhe ein, die ersten kriechen in ihre Schlafsäcke. Ein schönes Bild.

Am nächsten Morgen: ich habe gut geschlafen, bin früh wach geworden, habe problemfrei geduscht. Habe meinen ersten Job gemacht. Den Abwasch des letzten Abends inklusive vieler Gespräche, kurzer Begegnungen. Ach, da ich erst heute dazu komme, zu schreiben, ist zwischendurch schon viel zu viel erlebt.

Heute ging es bei Wind, Sonne, Wolken und etwas Regen von Helmstedt weiter nach Morsleben. Die Probleme sind ähnlich wie in Asse, Konrad und Gorleben - es ist ein ungeeigneter Standort, der aus politischen Gründne ausgewählt wurde. Dort hat die Tour zusammen mit der BI für einen besseren Umgang mit den nuklearen Abfällen aus DDR-Zeiten demonstriert und das Theaterstück nochmals aufgeführt.

MOrsleben

Und dann weiter nach Flechtingen zum Mittag - Wam von der Fläming Kitchen heute im Radlertross.

Wam auf dem Rad dabei

Nachmittags geht's weiter zum War starts here-Camp, wo es heute abend ein Konzert gibt. Dort und morgen in Gardelegen wird die Tour den Widerstand gegen das Truppenübungsgelände und die neue militärische Übungsstadt Schnöggersburg unterstützen.

 

auf dem CampNun weiß ich auch, wie es ist, wenn es kalt ist - zu kalt für den Sommer. Selbst die Menschen, die mir bislang kälteresistent erschienen, laufen mit hochgezogenen Schultern herum und haben alle Sachen angezogen, die sie dabei haben. Aber das ist wohl ein Ausnahmewetter, aber wir sind ja auch eine Ausnahme für die Menschen, die heute Morgen in Gardelegen auf dem Marktplatz waren. So erschienen mir die Reaktionen der Bewohner.

Ich traue mich nicht, von der letzten Nacht zu berichten, um niemanden abzuschrecken. Wir haben alle in einem Camp geschlafen. Das soll heißen alle im privaten Zelt oder in einem großen Zelt. Es gab 2 Kompostklos, aber auch Dixies. 3 Kaltwasserduschen und einen Waschplatz draußen. Ich habe heute morgen tatsächlich Leute duschen sehen... Gewärmt wurden wir gestern durch Feuertonnen, Lachen und Scherzen, Lieder singen und warmes Essen, heißem Tee. Ja, so kann es auch sein. Mir ist es in meinem Zelt übrigens ganz gut ergangen und morgen soll es ja auch Sommer werden und heute probt die Sonne zwischendurch.

Theaterstück für den FriedenDie BI "Kein Co2-Endlager in der Altmark", die sich inzwischen auch gegen Fracking-Vorhaben im Drömling einsetzen, hat die Tour am Mittellandkanal in Calvörde mit Bannern und Trommelwirbel in Empfang genommen. Dann ging's weiter zum War starts here-Camp bei Potzehne. Bei stürmischem Wetter haben sich die RadlerInnen mit den Camp-Leuten ausgetauscht und abends Lieder von Gundermann gelauscht. Heute waren wir gemeinsam in der Fußgängerzone in Gardelegen und haben ein Theaterstück zum Thema Frieden aufgeführt.

Weiter bei windig-kühlem Wetter Richtung Stendal. BEi dem Örtchen Insel trifft uns Bernd Schilf vom BUND, der uns über das unsinnige Autobahnprojekt A14 erzählt. Die "Kanzler"-Autobahn hat Gerhard Schröder 2002 versprochen, obwohl überhaupt kein Bedarf besteht, heute noch weniger als vor 10-15 Jahren. Das Verkehrsaufkommen auf der parallelen B189 ist rückläufig. Hier könnte eine dritte Spur den Verkehr mehr als gut bewältigen. Was man alles mit der gesparten rund 1 Milliarde Euro anfangen könnte! Zum Beispiel Bildung fördern, damit alle Jugendlichen in der Region einen guten Abschluss und eine Zukunftsperpektive haben!

Empfang in der Altmark - am Mittellandkanal

am Ortsausgang Parleib - Treffen mit dem War starts here-Camp

Die heutige Etappe von Stendal nach Rathenow in Bildern:

Kundgebung in Stendal gegen Massentierhaltung mit Lehrstück und der BI aus Mahlwinkel und Cobbel

Prof. Schuelke erzählt in Arneburg von dem regionalen Konzept für die Energiewendee

auf der Elbfähre Arneburg-Lübars

mit der Gierseilfähre übergesetzt!

Oliver Wendenkampf vom BUND über unsinnige Ausbaggerung der Elbe

Quartier an der Havel

Kreativ ist hier jeder auf seine eigene Art und Weise. Ich staune und erfreue mich der unterschiedlichsten Menschen und deren Fahrräder z.B.. Die Aktionen, die von einem kleinen Team erdacht wurden. Die vielen kleinen Begegnungen mit den Menschen der Umgebung

Ich weiß nicht, ob es kreativ ist, dass ich heute morgen nach dem Frühstück ca. 20 leere "Milchtüten", nein, natürlich Soja-, Hafer-, und Reisdrinktüten zusammengefaltet habe. Mittlerweile sind wir ca. 120 RadlerInnen! Es war leider immer noch kühl heute morgen, aber das tut der Stimmung kaum weh und die Sonne lugt auch ab und zu hervor. Na ja, die Dusche war kalt, aber ich habe tapfer kurz geduscht!

Gestern habe ich zum ersten Mal einen sog. Überholstopp erlebt, soll heißen, dass wir alle an den Straßenrand bzw. eine Seitenstraße reinfahren, damit die Autos uns überholen können. Einer von uns hat gezählt: 100 Autos waren es und wir waren 100 Radler. Die Polizei begleitet uns ja freundlich und so können wir gemütlich auf der rechten Spur radeln.

Hier aber nun ein direkter Ausdruck der Kreativität aus der Küche:

kreative Küche

Ich bin guter Dinge an diesem Abend, habe in der Havel gebadet und mein Zelt steht mit Blick auf das Flüsschen - und Rückenwind hatten wir auch meistens.

Moin, moin!

Es ist 7.00 Uhr. Die „Tour“ schläft noch.

Die Turnhalle ist gefüllt mit tiefen Atemzügen und sanftem Schnarchen. „Fast synchron“ denke ich. Irene sitzt auf ihrer Isomatte und liest. Ich gehe auf Zehenspitzen in den Waschraum. Simone kommt mir verschlafen entgegen.

„Moin, Moin!“

Die letzte Nacht im Zelt war wieder frisch - und die Havel heute morgen auch. Anja hat es mir vorgemacht und überzeugt, wie wundervoll ein morgendliches Schwimmen ist. Beim Frühstück wärmen wir uns auf beim heißen Tee und der sanften Sonne. Der lang ersehnte Sommer kommt nämlich heute tatsächlich. Morgen, nach einer Nacht in Potsdam, wollen wir, mein Freund und ich, uns für ein paar Tage als normale Touristen durch die Gegend bewegen. Ohne die mir lieb gewordenen Menschen - wie wird es mir damit ergehen? Im Hinterkopf werde ich bestimmt die Stimmen, die Ansagen, die Aktionen und Begegnungen vermissen.

Jetzt zum Wochenende reisen einige ab und wir stellen uns im Kreis zusammen und singen den irischen Reisesegen. Diese Sitte gefällt mir sehr und bewegt mich.Und es kommen etliche neue Menschen hinzu. 183 waren bislang dabei!

Ja, und was auch auf so einer Tour de Natur passiert: Anja lädt uns ein, in ihrem Haus zu wohnen! Ich kann mich noch gut erinnern, als ich so ganz fremd ankam, und sich viele so freundlich begrüßt haben, ich mich gefragt habe, wie das für mich wohl sein wird - nun kann ich es mir etwas vorstellen! Danke allen schon einmal vorweg, denn ich werde bestimmt noch einen allerletzten Erlebnisbericht schreiben. Jetzt ist es dunkel, alle sind satt, die Kinder gehen zu Bett, die Älteren spielen noch und die "Alten" diskutieren, singen und genießen das bunte Miteinander.