Das war die Tour 2014 in NRW

Hier lest ihr die Vorschau aller Blogeinträge zur Tour 2014 in chronologischer Reihenfolge
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Zusätzlich gibt es noch den zusammenfassenden Jahresbericht.

Heiner Monheim an der Poppeldorfer UnterführungDer Zug trägt uns durch die niedersächsische Ebene, das Ruhrgebiet und den Rhein entlang. Sonne und Wolken wechseln sich ab, doch in Bonn setzt sich die Sonne durch. Punkt 16 Uhr treffen sich die anreisenden Tourteilnehmer vor der "Poppelsdorfer Unterführung", einem Nadelöhr auf einer der wichtigsten Fahrradachse und belebte Fußgängerquerung. Die Tour de Natur hat mit Lastenrädern, Anhängern, Tandems beispielhaft gezeigt, was für ein Hindernis die Umlaufsperren darstellen.  Heiner Monheim, der uns die Knackpunkte der Bonner Fahrradinfrastruktur erklärt, erzählt vielWissenswertes aus der Geschichte der Bonner Fahrradpolitik. Die guten Entscheidungen und die faulen Kompromisse und das Zögern an anderen Stellen. Auch von seinen Bemühungen, die Engstelle der Unterführung zu erweitern, die Möglichkeit bestant und es hätte auch Gelder aus den Landesmitteln gegeben. Dennoch hat Bonn sich gegen eine Erweiterung ausgesprochen.

Nach dieser informativen Runde geht es zum Quartier in der evangelischen Lukasgemeinde. Dort entsteht auf der Wiese ein Zeltcamp und in den Gemeinderäumen werden Isomatten und Schlafsäcke ausgebreitet. Es treffen mehr und mehr RadlerInnen ein, zahlreiche bekannte Gesichter und auch einige neue.

Tourfeeling ab dem ersten Moment!

Zelten auf der Wiese in der Ev. GEmeinde

Tour de Natur 2008 über die B62Die erste Etappe beginnt zunächst gut: Heiner Monheim eröffnet die Tour auf dem Bonner Münsterplatz. Dann setzen sich die gut 100 Radlerinnen und Radler Richtung Köln in Bewegung. Highlight des Tages sollte die Fahrt über die "Phantasialand-Autobahn" werden, die A553, die zur Anbindung des Vergnügungsparks dient. Eine Anbindung per Straßenbahn oder Seilbahn ist dagegen bisher nur Idee geblieben, obwohl die Shuttlebusse von Brühl krachvoll sind.

Grund genug also, die Autobahn als Demoroute anzumelden, was Freitag nachmittag um 15 Uhr auch positiv beschieden wurde. Was die OrganisatorInnen erst eine Stunde vor der geplanten Auffahrt erfuhren: um 16 Uhr gab es einen Bescheid, der nur polizeiintern verschickt wurde und in dem die A553 gestrichen wurde. Die Polizei des Rhein-Erft-Kreises sollte die Tour informieren. Am Freitagnachmittag hätte noch die Chance bestanden, mit einem Widerspruch eine einstweilige Verfügung zu erstreiten. Dafür war es eine Stunde vor der geplanten Auffahrt auf die Autobahn, als die Polizei die Demonstranten über den geänderten Entscheid informierte, einfach zu spät!

Auf Seiten der Tour herrscht Unverständnis und Ärger - trotz positiven Bescheids konnte und wollte die Polizei es letztendlich nicht ermöglichen, die Tour über die Autobahn zu führen. 2013 klappt die Fahrt über die Autobahn zum Frankfurter Flughafen tadellos und die Tour hat auch schon ihr Recht auf Demonstration beispielsweise über die A44 erstritten. In diesem Jahr hat die Polizei das verhindert, weil sie anscheinend nicht klar kommuniziert und die Tour de Natur einfach nicht über diese Änderung informiert hat!

Hier ein paar Foto-Eindrücke vom heutigen Tag, der mit vielen unterschiedlichen Themen gefüllt war:

 

Schulhof mit KletterseilenKundgebung auf dem Platz vor dem Kölner HauptbahnhofBanner vor RWE Power in KölnPause in der Fußgängerzone in Frechen

Etwas besonderes war die Mittagspause im Buschbeller Wald. Bitte die Petition für den Erhalt unterschreiben!

tour auf dem weg nach düsseldorfDie vergangenen Tage ist die Tour durchs Rheinische Braunkohlerevier geradelt, hat Aktivisten auf der Wiesenbesetzung und beim Klimacamp getroffen. Gewitter und Regen haben nicht die Stimmung verdorben und bei Sonnenschein hat die Tour de Natur zusammen mit dem Klimacamp den sterbenden Ort Borschemich noch ein letztes Mal zu buntem Leben erweckt. Abends gab es eine spannende Diskussion mit Niko Paech und Friederike Habermann zu Kohleausstieg und Postwachstumsökonomie. Heute geht es über Grevenbroich in die Landeshauptstadt, wo morgen eine kreative Petition an den Landtag übergeben wird. Heute abend gibt es noch 19:30 Uhr eine Diskussion zu Kohle- und Klimapolitik in NRW im ZAKK Düsseldorf.

Diskussion mit Niko Paech und Friederike Habermann in BorschemichDemozug mit Braunkohlekraftwerk im Hintergrund

Tour de Natur am LandtagNach den Tagen im Braunkohlerevier mit kleinen Dörfern und großen Löchern ist die Gegend gestern und heute sehr viel urbaner geworden. Von Düsseldorf nach Duisburg geht es fast nur durch Stadtgebiete, dazwischen ein paar Felder und ein bisschen Grün zwischen Schnellstraßen und PFT-verseuchten Seen, in denen Baden verboten ist.

Aus dem Klimacamp haben wir eine Petition in Form von Wunschzetteln in Deutsch, Englisch, Russisch und anderen Sprachen, die an einer Schnur aufgereiht mit den Wünschen an die Landesregierung, die Abgeordnete der Grünen und der Piraten entgegen genommen haben.

Derweil haben die AktivistInnen des Klimacamps vor Ort Zeichen gesetzt und Schienen, Bagger und Werkstore besetzt.

Am Flughafen Düsseldorf gab es eine bunte und laute Demo durch das Flughafengebäude - gegen den Ausbau des Flugverkehrs und für ein Nachtflugverbot.

Der weitere Weg nach Duisburg war mit verschiedenen Themen gefüllt, so das Thema Trinkwasserverseuchung, CO-Pipeline und die Atommüllaufbereitung der GNS.

Duisburg empfing uns mit Eindrücken eines Industriemoloch, das Stadtbild wurde aber in den letzten Jahren schon umgestaltet, zum Beispiel die Parkanlagen, des Rheinpark. Die Bewohner aus vielen Nationen haben uns vom Straßenrand zugewunken und Beifall geklatscht.

Aktive der IG Endlager Mensch vor dem Deponieeingang Gestern ging es bei wieder sommerlichem Wetter von Duisburg zum Eyller Berg, der Giftmülldeponie am Rande von Kamp-Lintfort. Verstärkung bekommt die Tour de Natur von den "Eisbären", einer lokalen Radfahrgruppe. Auf der Deponie wird Sondermüll aus ganz NRW und darüber hinaus abgeladen, hohe Werte von Blei und anderen Schadstoffen haben schon viele Menschen der Umgebung krank gemacht. Deswegen regt sich Widerstand, Bürgerinitiativen und die lokale Politik fordern eine sofortige Schließung der Deponie, um die Betriebsgenehmigung wird juristisch gestritten.

Auf dem Marktplatz von Kamp-Lintfort machen die RadlerInnen zusammen mit den Aktiven der Interessengemeinschaft "Endlager Mensch" e.V. eine Kundgebung. Denn die Giftmülldeponie ist nicht nur ein Problem in der Region, sondern ein Sinnbild dafür, was wir mit unserer Wirtschaftsweise uns und der Natur antun. Das Tour-Theater zeigt sehr anschaulich, wohin immer mehr Wachstum und Konsum führen: Letztendlich platzt unsere Welt wie eine Seifenblase auseinander. Und dann können wir nicht sagen, wir hätten nichts gewusst!

Die Tour wünscht den BürgerInnen viel Glück beim Kampf gegen den Giftmüllberg; doch es liegt in unser aller Hand, etwas zu ändern und sei es nur durch einen bewussteren Konsum.

Während der Tour nimmt einen der Tourablauf so in Anspruch, dass eigentlich fast keine Zeit bleibt, die spannenden Themen und Ereignisse online zu stellen. Damit du siehst, was so passiert, einfach ein paar Fotos von den letzten Tagen!

Übergabe der Petion gegen Braunkohle  an Vertreter des LandtagsKundgebung durch das FlughafengebäudeRadlerInnen vor dem QuartierKundgebung vor RWE

TourteilnehmerInnen vor dem Kohlekraftwerk DattelnAm späten Nachmittag erreichen wir die Friedenskirche, unser Quartier in Datteln - die Kirche am Kanal ist kaum größer als ein Wohnhaus. Dennoch: 60 Menschen fanden dicht gedrängt wie in einer Sardinendose ein Plätzchen. Den kreativsten Platz hatten zwei 2 Tourteilnehmer, die spontan in der Nachbarschaft eine Garage gemietet haben. Im Regen kam am Abend noch eine Abordnung von 15 Menschen aus Datteln zu Besuch.
Die mobile Küche steht auf 3 PKW-Stellplätzen vor der Kirche und hätte fast das Schläfer-Zelt auf dem 4 Stellplatz unter Wasser gesetzt. Kommentar dazu: "Ich muss mich in jedem Ort neu auf die Fließgeschwindigkeit des Wassers einstellen!" Denn wenn Wam, unser Koch, vor jedem Topf mit 80 l Inhalt wartet würde, hätten wir wohl auch erst am Abend unser Frühstück :)

Zum Glück hatte Wam zeitig vorgesorgt und in seinen Transportwagen eine Ebene eingebaut, so dass er einen sicheren Schlafplatz fand. - Ein Gut-Schläfer also. :)

Einweihung Radschnellweg RuhrDer Radschnellweg Ruhr soll so etwas wie eine Autobahn für RadfahrerInnen werden

Bei Essen zelebrieren wir mit der Tour de Natur das erste fertige Teilstück des Radschnellweges mit einer feierlichen Einweihung. 5 Meter Breite für zügiges Fahren und gefahrloses Überholen in beiden Richtungen - bislang ein Traum für jeden Alltagsradler und auch erst in einen kleinen Teilstück verwirklicht.
Das besondere an dem Radschnellweg in NRW: Er soll als Landesstrasse gebaut werden! Das heißt durchgängige Qualität des Radweges. Und beim Schneeräumen wäre dann beispielsweise nicht mehr an der Kreisgrenze Schluss. Aber: fast jede Brücke wird zu einer gefährlichen Engstelle.

Das ist auch der Grund, weshalb die Tour de Natur gegen den viel zu schmalen Radweg auf der Schnettkerbrücke vor Dortmund protestieren möchte - und zwar auf der Fahrbahn der A 40, bei deren Breite nämlich nicht gespart wurde. Doch wie wir schon zuvor erfahren haben, misst auch hier die Polizei dem Demorecht nur eine untergeordnete Rolle zu.

Portrait von Klaus dem Geiger

Klaus der Geiger in KölnGleich am Ende der ersten Etappe am 27. Juli kommt an einem lauschigen Kölner Sommerabend Stimmung ab dem ersten Geigenstrich auf! Die TourteilnehmerInnen sitzen im Schulhof und verfolgen die Lieder von Klaus dem Geiger und singen mit ...

Dank der modernen Technik ist das Kölner Konzert auf Youtube nachzuhören

Und hier noch Teil 2 des Abends.

Und ein zweites Mal konnten wir noch Klaus den Geiger in Borschemich auf dem Straßenfest erleben.

Wiedersehen mit einem alten Bekannten

Es ist zwar schon ein paar Jährchen her, doch die alten Tourhasen und Tourhäsinnen erinnern sich: Klaus der Geiger war auf den Touren 2002 bis 2005 der Kultur-Schirmherr. Er ist mitgeradelt, hat auf den Marktplätzen mit seinen bissigen Liedtexten RadlerInnen wie auch Einheimische in seinen Bann geschlagen.

Ein paar Impressionen aus den guten alten Zeiten;-)

TourteilnehmerInnen beim Frühstück auf dem Lernbauernhof in DortmundWechselbad der Gefühle und des Wetters

Am Freitagabend kommt die Tour bei Regen in ihrem Dortmunder Quartier an, dem Lernbauernhof Schulte-Tigges. Während jeder erstmal ein trockenes Plätzchen wünscht, bekommen die RadlerInnen zunächst eine Menge Instruktionen - zu FahrradParkplatz, Kompostklo, Solarduschen etc.. Die Nacht wird stürmisch und macht die Übernachtung zu einem kleinen Abenteuer - die Scheune hat eine offene Seite und der Zeltplatz ist recht nass. Auch der Start in den Samstag ist regnerisch und macht es den früher Abreisenden einfach. Die anderen werden mit viel Infos bei der Rundtour unter Leitung des ADFC, Sonne beim Vegan Street Day und einer tollen Critical Mass belohnt! Mehr als 150 RadlerInnen im Pulk und ganz spontan durch Dortmund.

Die, die das erste Abenteuer überstanden haben, wurden bei der zweiten Übernachtung reichlich beschenkt: Sonne, Lagerfeuer, sehr herzliche Gastgeber, Hofführung, reichliche Geburtstags-Sonntagsbrötchen...

60 TourteilnehmerInnen blieben bis Sonntag und ließen die Tour de Natur ganz gemütlich ausklingen, bevor sie wieder in alle Himmelsrichtungen aufbrachen.