Das war die Tour 2013

Hier lest ihr die Vorschau aller Blogeinträge zur Tour 2013 von Stuttgart nach Marburg in chronologischer Reihenfolge
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Tour de Natur über die AutobahnMorgen geht's endlich los, mit dem Auftakt für die Tour 2013 in Stuttgart. Die Stuttgarter, ob Naturfreunde Radgruppe oder Parkschützer, haben fleißig für die Raddemo und Kundgebung getrommelt. 1000 Menschen werden morgen Nachmittag erwartet, los geht's um 16.30 Uhr am Hauptbahnhof und an den Wagenhallen, wo das 3. Europäische Forum gegen unnütze Großprojekte zusammenkommt. Und - wer hätte es gedacht! - beim Tour-Auftakt geht es um Stuttgart 21. Immer noch sind zahlreiche Menschen aktiv, um die Deutsche Bahn und die Politiker zur Vernunft zu bringen. Zahllose Gründe sprechen gegen das Megaprojekt, nicht zuletzt die Versenkung von Milliarden Steuergeldern.

Stuttgarts OB Fritz Kuhn hat uns sogar ein Grußwort geschickt, geht aber dem direkten Dialog und unbequemen Fragen aus dem Weg. Immerhin will er sich für Verbesserungen auf Stuttgarts Straßen einsetzen: "Die Reduzierung von Stress, Lärm und Feinstaubbelastung, die Verbesserung des Modal Splits und der Verkehrssicherheit sowie die Förderung intermodaler Verkehrsarten stehen daher ganz oben auf meiner Agenda für Stuttgart." Wir werden weiter verfolgen, was im Süden passiert!

Radler lassen sich nicht vom Regen den Spaß verderbenDie Hamburger Kritische Masse hat mal wieder Rekorde gebrochen: gestern sollen rund 3.000 Radler dabei gewesen sein! Mein Mengengefühl spricht auch dafür, dass es mehr waren als Ende Juni. Die gesamte Grünanlage vor dem Planetarium war voller Menschen und Räder und es hat bestimmt 20 Minuten gedauert, bis alle Radler auf der Straße waren. Wir haben gewitzelt, dass wir jetzt endlich mit den Autofahrer mitfühlen können, wenn es mal wieder vorm Elbtunnel auf der A7 staut. Nur Fahrradstau ist wesentlich lustiger und kommunikativer. Und dann gings auf drei Fahrspuren den Ring 2 den dunklen Wolken entgegen und die B75 Richtung Innenstadt, bis es erwartungsgemäß von oben nass wurde - ein richtig schönes Sommergewitter und Regengeschauer. Viele haben es bei 25 Grad auch nicht für nötig gehalten, Regenzeug anzuziehen. Klitschnass und bei Regen ging es weiter, durch diverse Tunnel und über Brücken, rund um die Binnenalster und über die Reeperbahn. Der Spaßfaktor war jedenfalls hoch und beim Endpunkt auf den Alsterwiesen sind auch noch einige ins kühle Nass gesprungen!

Ähnlich viel Radlspaß gibt es auf der Tour de Natur, die heute in Stuttgart startet!

 

Tour fährt durch Lauffen

Prof. Monheim, unser diesjähriger SchirmherrGestern gab es zum Auftakt der Tour de Natur 2013 in Stuttgart eine "Beerdigungs-Zeremonie", die alle öffentlich finanzierten Aufgaben einbezog, die bei dem geplanten Neubau des Stuttgarter Bahnhofs S21 mangels Geld einfach sterben könn(t)en: "Bildung", "Renovierung verfallener Bahnhöfe", "Energiewende", "pünktliche S-Bahnen". Im gleichen Sinne warnte unser Schirrmherr Prof. Dr. Heiner Monheim bei seiner Begrüßung: „Die Mittel, die in Stuttgart verbuddelt werden, werden in allen anderen Bahnprojekten fehlen." Positiv äußerte sich Prof. Monheim, wie schon in seinem Grußwort, zum Radverkehr. Auf den Distanzen über 10 km hat dieser sich in den letzten Jahren verdreifacht. Das Mobilitätsverhalten ändert sich, viel häufiger sind Trikes =Dreirädrige Fahrräder und Pedelecs zu sehen. Solche Änderungen erfordern laut Monheim einfach auch anders gebaute Radwege.

Im Anschluss gab es eine Fahrrad-Demo der Naturfreunde Radgruppe zu den Schwachpunkten in Stuttgarts Verkehrsnetz. Wegen des schwül-heißen Wetters (oder des parallel stattfindenden CSD waren nur ca. 200 TeilnehmerInnen dabei.

Und nicht zuletzt war der Anstieg zum 150 m höher gelegen Quartier die erste sportliche Herausforderung für die Tour de Natur 2013!

Nach Regenreicher Nacht starteten wir pünktlich. Gleich zu Anfang gab es mit der Heilbronner- Stadtbahn ein positives Higlight: Vor dem Bahnhof stellte sich Projektleiter Herr Berg von der Stadtbahn unseren Fragen und erläuterte das Projek. "Seit 92 überlegten wir, wie wir mit den Schienenfahrzeugen die vom Bahn- Netz aus dem Umland kommen

 

Es geht beim sommerlichen Temperaturen weiter nordwärts Richtung Würzburg. Die Tour de Natur stoppt, um mehr zu erfahren, was in Sachen Stadtbahn Heilbronn geschieht. So erfuhren wir, dass 2001 die erste Strecke dieser Kombibahn eröffnet wurde. Mittlerweile gibt es 140 km, wobei nur 8 km neu gebaut werden mußten.

Vorteil dieser Kombination zwischen S-Bahn und Stadtbahn ist, die schnelle Anbindung Umland - Zentrum, Komfort und Geschwindigkeitsgewinn durch weniger Umstiege, sowie die Stärkung der von Stilllegung bedrohten Strecken. Kompliziert machen diese monderne Verkehrsführung nicht nur die unterschiedlichen Stromarten und Spurweiten von Stadtbahn und S-Bahn, sondern es gilt die unterschiedlichen Streckennetze und Betreiberverhältnisse zu koordinieren.

Wie wichtig hier die Vorreiterrolle von Heilbronn ist, erfuhren wir auf unserer weiteren Tour an den Bahnhöfen in Lauffen, Möckmühl und Lauda-Königshofen.

DGB für Ausbau der Bahn

Silke Ortwein vom Deutschen Gewerkschaftsbund erläuterte in Möckmühl: "Dass die Strecke ertüchtigt und die im Krieg zerstörte Brücke 2-gleisig ausgebaut wurde, ist sehr bedeutsam, damit die Auszubildenden und ArbeiterInnen pünklich zu den örtlichen Firmen kommen. Und nicht nur die durch die Konventional-Strafe getriebenen Güterzüge pünklich und im Takt fahren."

Räder ordentlich in der Turnhalle geparktNach einer trockenen Nacht starten wir bei sehr angenehmen Radelwetter von Tauberbischofsheim Richtung Würzburg. Die Strecke selber lässt sich sehr schön entspannt radeln.Ein paar Kilometer radelt auch der Bürgermeister von Gaubüttelbrunn mit, der uns einen sehr kreativ angelegten Radweg vorstellt. Hier konnte man unter anderem eine Wasserfontäne mit einem Fahrrad in Gang setzen. Der Vormittag vergeht ohne Infostopps einmal sehr entspannt unterhaltsam und wir schaffen dadurch schon die halbe Etappe. In Gaubüttelbrunn verbringen wir unsere Mittagspause. Hier konnte man einen Steinbruch besichtigen, der nicht mehr in Betrieb ist, aber von Künstlern mit vielen verschiedenen Steinskulpturen versehen wurde und dadurch nun sehr bekannt geworden ist. Gegen 17 Uhr erreichen wir das schöne Würzburg. Die Silhouette der Stadt mit ihren barocken Bauten wirkt sehr einladend und fast schon südländisch. In der Stadt selber empfängt uns der Klimabeauftragte der Stadt, der sicher gute Chancen hätte als langweiligster Redner einen Preis zu gewinnen. Er will uns weiss machen, dass die Stadt Würzburg schöne neu angelegte Radwege zu bieten hat. Bei unserer nächtlichen kleinen Tour in die City stolpern wir allerdings über sehr viele Mißstände, da Radwege nicht durchgängig sind , sondern häufig im Nirgendwo enden. Ausserdem lässt die Beschilderung sehr zu wünschen übrig. Wir finden ein einziges Schild Richtung Centrum, dass aber offensichtlich für Autofahrer gedacht ist.

120 Räder in den 1. Stock der Turnhalle, Menschen in den 1. und 2. Stock

Raddemo auf der A44, Kassel 2008

Gestern erreichte die Tour-Organisatoren die schlechte Nachricht: Die Stadt Marburg untersagt am 10. August das Befahren der 5,5 km langen "Stadtautobahn" B3 in Marburg. Genau hier aber will die Radtour mit rund 150 bis 200 Teilnehmern gegen die Verlärmung der Marburger Innenstadt und für Alternativen in der Verkehrsplanung demonstrieren! Deshalb haben die Organisatoren sofort Widerspruch eingelegt.

Der Schlussspurt über die B3 in Marburg stellt nämlich einen Höhepunkt der diesjährigen Tour de Natur dar, hier möchte die Umwelttour zusammen mit zahlreichen Marburgerinnen und Marburgern darauf hinweisen, dass Verkehrsprobleme auch anders gelöst werden können. 30 Minuten lang wollen die Radlerinnen und Radler für Ruhe auf der autobahnähnlichen, 4-spurig mit Mittelleitplanke ausgebauten Straße sorgen - die sonst für Dauerlärm sorgt! Weniger Lärm bedeutet ein mehr an Lebensqualität für Marburg. Bei der geplanten Demo mischt auch die Bürgerinitiative „Stadtautobahn“ mit, die sich vor Ort dafür einsetzt, das innerstädtische Teilstück der B3 unter die Erde zu bringen.

 

Oetinger VillaInzwischen ist die Radtour in Darmstadt eingetroffen und hat die altehrwürdige Oetinger Villa - heute ein alternatives Jugendzentrum - in Beschlag genommen. Matten, Schlafsäcke und Packtaschen in allen Ecken; Zelte stehen als Farbtupfer zwischen uralten Bäumen. Nicht zu glauben, dass diese mächtigen Bäume der Nordostumfahrung Darmstadt zum Opfer fallen sollten! Die sollte nämlich unter dem Terrain durch einen Tunnel führen, für Baumwurzeln wär dann natürlich kein Platz mehr.

Nach den anstrengenden beiden Etappen ab Würzburg - 60km hügelig bei 35°C im Schatten - hielten sich Hitze und Steigungen heute in Grenzen. Den Spessart haben wir nun ganz hinter uns gelassen, den Odenwald am Rande gestreift. In der Ferne konnten wir schon Frankfurt erspähen. Mit großen Gewerbegebieten buhlen die Gemeinden um Arbeitsplätze, Wohngebiete sind großzügig angelegt - passend dazu die gut ausgebaute Straßen-Infrastruktur.

Die gut 120 RadlerInnen fahren durch die Orte und schmettern "Mobil ohne, ohne Auto mobil", Die Aufforderung "Komm steig um, in die Bahn" hat einen Haken: ob in Großostheim bei Aschaffenburg oder in den hessischen Gemeinden Groß Zimmern und Roßdorf - es gibt hier keine Bahn mehr! Busse stehen im Stau und stoßen einfach an ihre Kapazitätsgrenzen, die Idee einer Bahnreaktivierung gewinnt an Attraktivität. Es bleibt also zu hoffen, dass sich die Vernunft durchsetzt!

Banner "Mir is hier zu laut, ich fliesch auf de Insel"Montag, 5. August: Wir nähern uns der Mainmetropole, die Gegend wird zunehmend urbaner. Zum Flughafen radeln wir über eine autobahnartig ausgebaute Bundesstraße. Das ist eher eine der kleineren Straßen, wie wir beim Überqueren von diversen Autobahnen feststellen.

Punkt 18 Uhr trifft die Tour mit 120 RadlerInnen am Flughafenterminal ein und wird von mehreren Dutzend Aktiven der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm lautstark mit Trommeln und Rasseln begrüßt. Wir ziehen gemeinsam zur Kundgebung ins Flughafengebäude, dürfen aber nur unsere 5 schönsten Räder mit hinein nehmen. Lautstark sind wir auch drinnen, es gibt Schilder der betroffenen Gemeinden und Stadtteile, zwei Tourteilnehmer tragen das Banner  herum. Von den Passagieren kommen irritierte oder auch neugierige Blicke. Es geht darum, die Anzahl der Flüge zu deckeln und die Nachtruhe - bislang nur von 23 Uhr bis 5 Uhr - zu verlängern. Besonders bitter finden die lärmgeplagten Menschen der Region, dass rund 50% der Passagagiere in Frankfurt lediglich umsteigen. Das nutzt der Region kein Stück. Ganz abgesehen davon ist Fliegen die klimaschädlichste Form der Mobilität. Spiegel online hat die Folgen der Reiselust aufgezeigt.

auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen über die fast-Autobahn

Update 9. August:

Die schlechte Nachricht kam genau in dem Moment, als die Demoradtour vor Wetzlar über die B49 fuhr, die ähnlich wie die B3 autobahnartig ausgebaut ist. Das VGH in Kassel hat nämlich den Widerspruch gegen das Verbot für die Tour de Natur abgelehnt, auf der B3 in Marburg zu demonstrieren. Die Tour-OrganisatorInnen sind sehr enttäuscht und können die Gründe nicht nachvollziehen. Warum sollte das Grundrecht auf Demonstration für ein Teilstück auf einer Kraftfahrtstraße von einer Ausfahrt zur nächsten Vorrang vor dem fließenden Autoverkehr haben und für die Demo zur übernächsten Ausfahrt außer Kraft gesetzt werden? Gerade wenn es wie hier in Marburg genau um diese 5,5 km Bundesstraße geht und um deren Auswirkungen? Durch den starken Auto- und Lkw-Verkehr wird hier die Marburger Innenstadt extrem verlärmt. Die Tour de Natur beißt in den sauren Apfel und führt ihre Demoroute am Samstag 10. August direkt entlang der Betonschneise. Dann können die 150 bis 200 Radlerinnen und Radler zwar nicht für einen kurzen Zeitraum für Stille sorgen, doch live miterleben, wie sehr diese Verkehrsachse die Lebensqualität beeinträchtigt!

Tour de Natur quert die B3 bei MarburgNach 14 Tagen ist die Umwelt-Radtour in Marburg eingetroffen. Von Stuttgart aus ging es an Neckar und Main entlang zur Lahn, vorbei an Spessart und Odenwald, aber auch über die Höhen des Taunus. Steigungen und heiße Tage ließen den Schweiß rinnen, willkommene Erfrischung brachten Regengüsse, Eisschlecken und der Sprung ins kühle Nass. Insgesamt waren mehr als 180 TeilnehmerInnen auf der 600 km langen Strecke dabei, pro Tag sind bis zu 125 Menschen mitgeradelt.

Auf der Schlussetappe ging es - leider nicht über die B3, aber immer an ihr entlang - in die Marburger Innenstadt zur Kundgebung auf dem Marktplatz. Der Marburger SPD-Oberbürgermeister Egon Vaupel sprach sich generell wohlwollend, doch nicht sehr engagiert für die Einrichtung eines Radschnellweges aus, der den Radverkehr in Schwung bringen könnte. Marburg hat im ADFC-Fahrradklimatest sehr schlecht abgeschnitten, was nicht so sehr an der hügeligen Topografie liegt. Schlecht bewertet wurden beispielsweise lange Wartezeiten an den Ampeln und zu schmale Radwege.

Das Thema Bienensterben begleitete die Tour ab Wetzlar. Die ehrenamtlichen GreenpeacerInnen führten in Wetzlar, Gießen und Marburg ihr Straßentheaterstück auf und informierten, was zum Schutz der unermüdlichen Helferinnen in Gärten, auf Wiesen und Feldern getan werden muss.