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Wow. Groningen als Startpunkt der Tour, das war kein Zufall. Wir hatten als Tour de Natur-OrganisatorInnen einfach auch Lust darauf zu sehen, wie Radverkehr gut funktioniert. Und wir wurden dennoch überrascht!
Mit eigenen Augen haben wir den Radverkehr und die Infrastruktur bestaunt, haben uns von den netten Leuten vom Fietsersbond zu interessanten Ecken bringen lassen und haben dem Fraktionsvorsitzenden von Groen Links gelauscht, der die Tour eröffnet hat und uns spannende Dinge zum Radverkehr und der Stadtpolitik erzählt hat.
Wie hat es Groningen geschafft, dass heute 60% der Wege mit dem Rad zurückgelegt werden?
Liegt es an den Radstationen an allen Bahnhöfen? Oder an weiteren Radstationen in der Stadt, von der eine sogar vom ANWB (dem niederländischen Pendant zum ADAC) betrieben wird? Oder daran, dass Ampeln bei Regen für Radfahrer schneller auf Grün schalten? Oder an den vielen direkten Brücken und Tunneln, breiten Fahrradstraßen ohne Kraftverkehr etc., die das Leben leichter machen?
Grundlegend war es, Radfahren gegenüber dem Auto attraktiver zu machen. Ihm einen echten Vorteil zu verschaffen. Die Sektionierung der Groninger Innenstadtbezirke gibt Radfahrern, die überall durchkommen einen unschlagbaren Zeitvorteil gegenüber Autofahrern, die einmal außen herum fahren müssen.
Ein wichtiger Grund war auch, dass Groningen als arme Gemeinde bereits in den vergangenen Jahrzehnten einfach kein Geld für Stadtautobahnen und co. hatte. Die Botschaft, dass mehr Radfahren der Gemeinde weniger Kosten verursacht, ist hier angekommen. Gut 100 Euro pro Jahr pro Einwohner gibt die Stadt für den Radverkehr aus (im Vergleich Berlin: nur mickrige 4 Euro) und fährt gut damit. 60 % Radverkehrsanteil spart der Stadt viel Geld. Kopenhagen hat ermittelt lassen, dass jeder Kilometer Autofahrt die Stadt 9 Cent kostet und dass dagegen ein Kilometer Radfahren einen Gewinn von 16 Cent bringt. Die Stadt Groningen hat Prognosen aufstellen lassen, was passieren würde, wenn der Radverkehrsanteil auf 30% schrumpft - der Haushalt würde wegen der zusätzlichen Kosten zusammenbrechen!
Das Ziel in Groningen heißt logischerweise noch mehr Radverkehr: Jetzt versucht die Stadt, die Umlandgemeinden mit Radschnellwegen noch besser anzubinden und im Innenstadtkern mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Es wird noch Akzeptanz für die Lösung gesucht, dass den verkehrsberuhigten Kern nur noch Kleinbusse befahren und die normalen Stadtbusse außen herum fahren.
Eine für uns etwas gewöhnungsbedürftige Lösung ist das Rundumgrün für Radfahrer und Fußgänger an vielen Ampeln. Doch auch das führt nicht zu mehr Unfällen, denn die Menschen schauen viel mehr aufeinander. Weitere Einblicke in das Radwunder Groningen in Zeitonline.
Mit vielen Aha-Erlebnissen sind wir von Groningen gestartet. Diese vorbildlichen Lösungen haben zum einen gezeigt, dass es geht, wenn man nur will. Im weiteren Tourverlauf haben wir selbst in den radverkehrsstärksten Städten wie Oldenburg oder Kiel gesehen, dass selbst hier vielfach nur an Lösungen gebastelt wird, die den Autoverkehr möglichst wenig beeinträchtigen. Und dass man hier viel zu zögerlich ein paar Ideen aufgreift.
Warum gibt es in Kiel, die lange Zeit als vorbildliche Fahrradstadt galt, nur eine Radstation am Hauptbahnhof? Warum sagt Kiel, dass sie kein Geld für den Radverkehr haben, wenn man doch an Groningen und Kopenhagen sieht, dass die Förderung des Radverkehrs bares Geld spart?
Spannend war in diesem Kontext auch die Diskussion mit Prof. Heiner Monheim in Neumünster. Monheim ist ein großer Verfechter des Radverkehrs und hat zahlreiche Projekte und Ideen.