Rückblick 2014: Autowahn gegen jede Vernunft

Tour de Natur 2008 auf der A44 bei KasselIn dem dicht besiedelten NRW sind schon jede Menge Autobahnen und Schnellstraßen entstanden, seit das Auto in den 60er und 70er Jahren zum Mobilitätsmotor Nummer 1 erkoren wurde. Den "Bedürfnissen" des Autoverkehrs wird auch in jeder Hinsicht entsprochen, nur beißt sich dieser Anspruch mit dem Menschenrecht auf Unversehrtheit. Abgase, Lärm und immer mehr Asphalt schränken den Lebensraum ein.

Auf der ersten Touretappe kurz vor Köln gibt es einen solchen Konflikt. Durch Gewerbegebiete ist in Hürth-Hermülheim die Belastung durch Auto- und LKW-Verkehr besonders hoch. Eine Ortsumgehung soll her, die aber gar keine Entlastung bringen wird und zusätzlichen Verkehr anzieht. Die Folgen der Verschlechterung der Luftqualität haben die RadlerInnen in einem Aktionstheater umgesetzt und so ein Zeichen gegen die Ortsumgehung und für die eine konsequente Umsetzung des  Luftreinhalteplans in Hürth-Hermülheim gesetzt.

Zwischen Kerpen und Düren muss die Autobahn dem Braunkohletagebau weichen. Clever, die neue Autobahn gleich auf 6 Spuren zu erweitern! Das zeigt nicht nur, welches Verkehrsmittel bevorzugt wird, sondern dadurch muss RWE nur einen Teil der Kosten tragen - wie viel, darüber schweigen sich Politik und RWE aus. Die Tour widmet die fast fertige Autobahn einfach zu einem Radschnellweg um. Denn Radverkehr spielt hier im ländlichen Rheinland nur eine ganz untergeordnete Rolle. Dass eine Autobahn hauptsächlich zur Anbindung eines Vergnügungsparks gebaut wird, haben wir schon bei Brühl gesehen. Eine gute öffentliche Anbindung des "Phantasielandes" fehlt dagegen.

Im Ruhrgebiet stoßen wir alle Nase lang auf Autobahnen, kein Wunder, dass viele Menschen trotz der immer wieder vorgebrachten Argumente - Arbeitsplätze, Wirtschaftswchstum, Verkehrsentlastung - einen weiteren Ausbau überhaupt nicht lustig finden.

Deshalb haben sich die Menschen in Gladbeck im nordöstlichen Ruhrgebiet in einem Bürgerentscheid gegen den Umbau der Bundesstraße zur Autobahn gestimmt. Das würde nämlich eine  Verkehrsbelastung von rund 150 000 Fahrzeugen pro Tag bedeuten, deren Lärm und Abgase das direkt anschließende Naherholungsgebiet Wittringen entwerten würde. Die Tour de Natur hat sich am 5. August vor Ort ein Bild gemacht und anschließend haben die RadlerInnen vor dem Gladbecker Rathaus mit einer Kundgebung gegen die Autobahn und für bessere Verkehrslösungen eingesetzt. Schön nachzulesen im Online-Artikel der WAZ.

Schildbürgerstreich: Kurz vor Tourende kam heraus, dass die Landesplaungsbehörde das Projekt gegen den Bürgerwillen vorantreibt. Die Mehrheit der Gladbecker hat nämlich beim Ratsbürgerentscheid im März 2012 gegen den Autobahnausbau gestimmt. Von Seiten der Landesregierung gab es daraufhin die Zusicherung, diesen Entscheid zu respektieren. Doch nun hat "Straßen NRW" das Planfeststellungsverfahren eingeleitet und es noch nicht einmal für nötig befunden, die Stadt im Vorfeld davon zu informieren! Auch dazu gibt es einen aufschlussreichen Artikel der WAZ.

Gladbeck, Fahrt über die B224Einweihung der A4n als RAdschnellweg

 

Landesbetrieb NRW hat das Planfeststellungsverfahren für die Strecke zwischen der Stadtgrenze Bottrop und dem geplanten A 2 Kreuz bereits eingeleitet, ohne die Stadtverwaltung im Vorfeld darüber zu informieren.

A 52: Stadt wusste von nichts vom Planfeststellungsverfahren | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/gladbeck/a-52-stadt-wusste-von-nichts-vom-planfeststellungsverfahren-id9681709.html#plx2053874217

Landesbetrieb NRW hat das Planfeststellungsverfahren für die Strecke zwischen der Stadtgrenze Bottrop und dem geplanten A 2 Kreuz bereits eingeleitet, ohne die Stadtverwaltung im Vorfeld darüber zu informieren.

A 52: Stadt wusste von nichts vom Planfeststellungsverfahren | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf:
http://www.derwesten.de/staedte/gladbeck/a-52-stadt-wusste-von-nichts-vom-planfeststellungsverfahren-id9681709.html#plx2053874217Ein Stück weiter Richtung Essen gibt es einen Infostopp zur "Parkautobahn A42". Diese im Rahmen der Kulturhauptstadt die Landschaft links und rechts der Autobahn so gestalten, dass der Autofahrer durch eine Parklandschaft gleitet. Der erste Akt war das Fällen von Bäumen. Aus dem Projekt ist schließlich auch der BUND ausgestiegen, da Naturschutzbelange absolut nicht berücksichtigt wurden. Aber welch ein Wahnsinn, Millionen in ein solches Projekt zu stecken, statt Radfahren attraktiver zu machen! Eine luxuriöse Maßnahme für den Radverkehr, wie beispielsweise der Radschnellweg Ruhr kostet immer noch nur einen Bruchteil einer Maßnahme für den Autoverkehr. Gerade in Zeiten klammer Kassen ist das Geld beim umweltfreundlichen Rad- und Fußverkehr wesentlich besser angelegt als bei der xten Maßnahme für den Autoverkehr. Kopenhagen, die Fahrradstadt schlechthin, hat das durchrechnen lassen: Radfahren bringt pro Kilometer der Stadt einen finanziellen Mehrwert, während Autoverkehr pro Kilometer der Stadt Kosten beschert. Radfahrer kaufen schließlich vor Ort ein, während Autofahrer gern die Einkaufszentrem auf der grünen Wiese nutzen. RadfahrerInnen haben übrigens auch mehr Geld im Portemonaie, da Autofahren nicht nur der Gesellschaft und dem Staat, sondern auch dem Autofahrer selber teuer zu stehen kommt.